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Referat von Philomena Colatrella

Philomena Colatrella, CEO CSS

17. Februar 2022

Philomena Colatrella, die CEO der Krankenversicherung CSS sprach an der dritten ZVG-Veranstaltung zu unseren Mitgliedern. Die Aufhebung der meisten Covid-19-Restriktionen, die der Bundesrat tags zuvor beschlossen hatte, kamen für die Durchführung dieser Veranstaltung einen Hauch zu spät. Deshalb fand das Referat noch einmal als virtuelle Live-Veranstaltung statt. Philomena Colatrella widmete sich in ihrer Präsentation dem Schweizer Gesundheitswesen. Sie strich die Stärken des Schweizer Modells heraus, das im internationalen Vergleich in Bezug auf Wettbewerb, Zugang und auch Qualität sehr gut abschneidet. Allerdings sei es auch ein teures System. Nur in den USA geben die Menschen mehr Geld für die Gesundheitsversorgung aus. Das Gesamtvolumen des Gesundheitsmarktes von 82,5 Milliarden entspricht 11,3 % des Bruttoinlandproduktes.

Auch wenn die Prämien im vergangenen Jahr erstmals seit 2008 sanken, musste Philomena Colatrella Hoffnungen auf eine dauerhafte Stabilisierung der Gesundheitskosten enttäuschen. Dazu müsste die Nachfrage nach medizinischen Leistungen sinken. Die jüngsten Daten zeigen aber ein gegenteiliges Bild. Um die steigenden Kosten zu dämpfen, sei es zentral, die grössten Fehlanreize im System zu beheben. Politische Reformen wie die Förderung der integrierten Versorgung, die gleiche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen oder die Einführung des neuen Arzttarifs Tardoc seien elementar, um eine qualitativ sehr gute Grundversicherung zu garantieren, die bezahlbar bleibe.

Philomena Colatrella benannte aber auch die Schwächen des Schweizer Systems. Als frappanteste Schwäche nannte sie den schwachen Digitalisierungsgrad des Gesundheitswesens. Und sie skizzierte die wichtigsten Faktoren, um die Digitalisierung voranzutreiben: Die Stärkung des Vertrauens der Bevölkerung in digitale Lösungen, höchste Governance-Standards bei der Datensicherheit und eine zentrale Schnittstelle für den Austausch, die Aggregierung und anonymisierte Aufbereitung von Gesundheitsdaten.

Im Anschluss stand Philomena Colatrella Red und Antwort. Die Teilnehmenden konnten via Chat-Funktion Fragen stellen, welche der NZZ-Journalist Michael Ferber moderierte.