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Referat von Thomas Süssli – «Die Verteidigungsfähigkeit stärken»

Thomas Süssli Korpskommandant und Chef der Schweizer Armee

25. Oktober 2023

Die ZVG begrüsste Korpskommandant und Chef der Schweizer Armee in der Pädagogischen Hochschule in Zürich. In seiner Rede sprach Thomas Süssli über die globalen Kräfte und weltweiten Bedrohungen. Um die Schweiz auch in Zukunft schützen zu können, müsse die Armee ihre Verteidigungsfähigkeit in allen Wirkungsräumen konsequent stärken. Die Armeeführung habe schriftlich festgehalten, mit welchem Ziel und welcher Strategie sie dies tun werde.

Die Sicherheitslage in Europa habe sich aufgrund des russischen Angriffskriegs erheblich verschlechtert, wodurch die Umsetzung dieser Strategien dringlicher geworden sei. Süssli betonte, dass die regelbasierte internationale Ordnung unter Druck stehe und sich das Ende einer Friedensperiode in Europa abzeichne. Sowohl Russland als auch europäische Länder bauen ihre militärischen Kapazitäten massiv aus, und Kriege werden wieder zu einer geopolitischen Realität.

Die rasche Entwicklung militärischer Fähigkeiten und Technologien erfordere eine Anpassung der Verteidigungsstrategie, wobei die Zukunft der Armee in einer breiteren Auffassung von Verteidigung liege. Die Armee müsse in der Lage sein, aktiv in verschiedenen Wirkungsräumen, einschliesslich Boden, Luft, Cyberraum, elektromagnetischer Raum, Weltraum und Informationsraum zu agieren.
Eine entscheidende Voraussetzung für eine aktive Verteidigung in diesen Wirkungsräumen sei die vorausschauende Antizipation möglicher gegnerischer Absichten, eine eng vernetzte Führung über alle Stufen hinweg und der robuste Schutz eigener Ressourcen. Die Armee müsse auch in der Lage sein, die Verteidigung nach dem Wegfall der neutralitätsrechtlichen Verpflichtungen in Kooperation mit anderen Streitkräften durchzuführen.

Um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken, müssen die Fähigkeiten, die Organisation, die Ausbildung und die Infrastruktur der Armee auf die Verteidigung ausgerichtet werden. Insbesondere die Führungsstruktur der Bodentruppen werde angepasst, um einen aktiven Abwehrkampf zu ermöglichen. Die Anzahl des Personals solle erhöht werden, um die personelle Alimentierung zu stabilisieren.

Thomas Süssli sagte, dass die Ausbildung verstärkt auf die Verteidigung ausgerichtet werde, wobei der Schwerpunkt auf dem kombinierten Einsatz von Feuer und Bewegung liege. Die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit erfolge in mehreren Schritten bis in die 2030er Jahre. Finanzmittel stellten hierbei einen limitierenden Faktor dar, und die Strategie umfasse eine adaptive Weiterentwicklung der Fähigkeiten, die Nutzung des technologischen Fortschritts und verstärkte internationale Kooperation.

Der erste Modernisierungsschritt bis 2031 erfordere Investitionen in Rüstungsmaterialbeschaffungen von rund 13 Milliarden Franken. Die Streckung des Ausgabenwachstums verzögere den ersten Schritt zur Verstärkung der Verteidigungsfähigkeit in die späten 2030er-Jahre. Zusätzliche Finanzmittel würden eine schnellere Umsetzung ermöglichen.

Nach diesen interessanten Einblicken in das Weltgeschehen und die Verteidigungsstrategien der Schweizer Armee stellten die Mitglieder viele Fragen. Im Anschluss an das gut besuchte Referat offerierte die ZVG den Teilnehmenden einen Apéro im Restaurant Più.