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Referat von Dr. Christoph Franz

Dr. Christoph Franz, ehemaliger Präsident des Verwaltungsrates Roche Holding AG

20. März 2023

Die Schweiz gehört zu den exportstärksten Ländern der Welt. Exportschlager sind nicht nur Schweizer Uhren oder Käse, sondern vor allem Medikamente, Diagnostika und andere medizinische Produkte «Made in Switzerland». Dr. Christoph Franz beleuchtete in seinem Vortrag am 20. März in der Pädagogischen Hochschule in Zürich die Grundlagen dieses Erfolgs, den Beitrag der Life-Sciences-Industrie zu den Fortschritten in der medizinischen Versorgung und ihre Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft.

Die Innovationsfähigkeit der Branche sei sowohl für die globalen Gesundheitssysteme als auch für schwerkranke Menschen von entscheidender Bedeutung. Er zeigte dies am Beispiel HIV/Aids: Die Diagnose «HIV» kam in den frühen 1980er-Jahren einem Todesurteil gleich. Heute ist eine HIV-Infektion zwar nicht vollständig heilbar, die medikamentöse Therapie ist jedoch so erfolgreich, dass Betroffene mit einer annähernd normalen Lebenserwartung rechnen können.

Christoph Franz betonte jedoch, dass der Bedarf an innovativen Gesundheitslösungen trotz enormer Fortschritte nach wie vor gross sei. Allein schon, weil Infektionskrankheiten sich immer weiterentwickeln. Aber auch, weil Menschen bei guter Gesundheit länger leben wollen. Es gilt, Krankheiten zu bekämpfen, die in hohem Alter gehäuft auftreten, z.B. Krebs, Demenz/Alzheimer, Augenleiden. Wie wichtig das ist, sieht man daran, dass die Demenz allein in der Schweiz zu Gesamtkosten von rund 12 Mrd. Franken jährlich (direkte und indirekte Kosten) führt, was eine immense Herausforderung für die Forschung und die Gesellschaft insgesamt darstellt.

Trotz vergleichsweiser geringer Grösse erwirtschaftet die Schweiz nach den USA, China und Deutschland den viertgrössten Beitrag zur globalen Pharmawertschöpfung. Dass Life-Science-Innovationen «Made in Switzerland» für die ganze Welt relevant seien, liege daran, dass die Schweiz dank attraktiver Rahmenbedingungen zu den Top-Standorten der Branche gehöre. Die wichtigsten Pluspunkte seien politische Stabilität, Rechtssicherheit, offene Exportmärkte, ein hervorragendes Ausbildungsbildungssystem und ein positives Forschungsklima.

Diese Rahmenbedingungen zu erhalten oder sogar zu verbessern sei sehr wichtig, um den langfristigen Erfolg der Branche zu sichern, so Christoph Franz. Bei der Europapolitik der Schweiz identifizierte er drei Schwerpunkte: Während die Forschungszusammenarbeit mit der EU wieder aufgenommen werden sollte, gelte es, die Personenfreizügigkeit und den Marktzugang zum wichtigen Exportmarkt EU unbedingt zu erhalten. Auch im Gesundheitswesen der Schweiz identifizierte er Verbesserungspotential, namentlich bei der Digitalisierung und dem Zugang zu Innovationen für Schweizer Patienten.

Zum Abschluss seines Vortrags zeigte sich Christoph Franz zuversichtlich, dass die Schweiz wegen ihrer konsensorientierten Politik und tief verankerten Bereitschaft zum Dialog die Herausforderungen der Zukunft meistern werde. Die ZVG-Präsidentin und Nationalrätin Dr. Regine Sauter moderierte im Anschluss zu diesem interessanten Referat die Fragerunde. Danach offerierte die ZVG den Teilnehmenden einen Apéro.